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News 18.01.2023 | Gerechtigkeit – Interessenvertretung – Kirche

SKF reicht Antworten zum Synodalen Prozess ein

Der SKF bezieht Stellung zum Vorbereitungstext der europäischen Kontinentalsynode. Die Antworten zu den drei Fragen des Vorbereitungstexts fliessen in ein «Schweizer Votum zum synodalen Dokument für die kontinentale Etappe» ein, das die Pastoralkommission der Schweizer Bischofskonferenz zusammen mit den Delegierten für die synodale Versammlung in Prag und mit den Onlinedelegierten besprechen wird.

Sehr geehrte Mitglieder der Pastoralkommission

Der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF versteht sich als Teil der Kirche, als Teil einer Gemeinschaft, die miteinander auf dem Weg ist. Wir engagieren uns für eine Kirche und Gesellschaft, die alle Menschen und insbesondere die Frauen in ihrer Würde achtet, ihnen ihren gleichwertigen Platz einräumt und sich für ihre Rechte einsetzt. Auf diesem Weg sind wir zusammen mit der ganzen Kirche unterwegs, im Namen von rund 120’000 freiwillig engagierter Frauen in der Schweiz. In diesem Sinn bringen wir uns seit Jahren aktiv in den Prozess der Erneuerung ein und äussern uns hiermit auch zum Dokument der kontinentalen Ebene des Synodalen Prozesses.

Vorgehen und Ergebnis der ersten Phase des synodalen Prozesses in der Schweiz sind für den SKF sehr gelungen. Die jüngsten Verlautbarungen der drei Deutschschweizer Bischöfe vom 5. Januar 2023 machen uns jedoch bewusst, wie schwach das Bewusstsein für einen Dialog auf Augenhöhe auch in unserer Schweizer Kirche ist. Es ist nicht mehr an der Zeit, gegenüber Seelsorger:innen die strikte Einhaltung der bestehenden Regeln von oben herab einzufordern, sondern im Dialog die Möglichkeiten und Grenzen des pastoralen und sakramentalen Lebens der Katholischen Kirche in der Schweiz zu diskutieren, auszuloten und zu benennen. Es gilt heute mehr denn je, die noch aktiven und sich zugehörig fühlenden Frauen und Männer in ihrem Wirken für eine synodale und glaubwürdige Kirche zu bestärken.

In diesem Sinn antworten wir auf das Dokument zur kontinentalen Phase wie folgt:

1. Welche Einsichten stehen am intensivsten in Einklang mit den konkreten Erfahrungen und Gegebenheiten der Kirche auf Ihrem Kontinent, nachdem Sie das DKE in einer Atmosphäre des Gebets gelesen haben? Welche Erfahrungen erscheinen Ihnen neu oder erhellend?

Erhellend und bestärkend ist die Erkenntnis, dass die konkreten Erwartungen zur Erneuerung aus der Schweiz kein genuin schweizerisches Partikularinteresse darstellen. Die aus der Schweiz angemahnten Bereiche, besonders in Bezug auf jene Menschen, die heute von gleichberechtigter Teilhabe ausgeschlossen werden, spiegeln sich in vielen europäischen und globalen Stimmen zum Synodalen Prozess wider.

Besonders wertvoll ist, dass das Dokument den Blick auf Themen wie Klima und Bewahrung der Schöpfung, Frieden und Aussöhnung, Umgang mit indigenen Völkern etc. lenkt; Probleme, die in unseren Breitengraden noch zu wenig thematisiert werden, die Kirche aber unmittelbar betreffen.

Die Einsicht ist wichtig, dass auch bei diesen und allen wichtigen Themen das Grundproblem bleibt, dass in der Kirche zu oft nur einige wenige, meist geweihte Männer, entscheiden, was richtig und wichtig ist – und dass andere Stimmen nicht gehört und/oder nicht ernst genommen werden. Dazu sprechen Beiträge aus der ganzen Welt eine deutliche Sprache. Nun haben sich diese Stimmen Gehör verschafft. Aber das Zuhören ist nur ein erster Schritt. Die Kirche, die darin Verantwortlichen und die Gemeinschaft aller Getauften, muss konsequent ins Handeln kommen und das Gehörte umsetzen: in neuen Strukturen, in denen mehr Mitsprache, mehr Subsidiarität (dezentrale Entscheidungsmöglichkeiten), Anerkennung verschiedener Charismen und Berufungen, etc. möglich werden.

2. Welche wesentlichen Spannungen oder Divergenzen sind aus Sicht Ihres Kontinents besonders wichtig, nachdem Sie das DKE gelesen und im Gebet innegehalten haben? Welche Probleme oder Fragenstellungen sollten folglich auf den nächsten Etappen des Prozesses in Angriff genommen und berücksichtigt werden?

Wesentlich ist es, die Aufgaben und das Selbstverständnis des Klerus und der Amtsträger:innen neu zu denken: es geht darum, alle Menschen, vor allem Frauen, Kinder, Behinderte, Indigene etc. nicht als Objekte der Seelsorge durch den Klerus zu verstehen, sondern sie als selbständige Subjekte ihres Glaubens zu behandeln und auf dem Glaubens- und Lebensweg entsprechend zu begleiten. Dieser Paradigmenwechsel muss sich bereits in der Ausbildung von Amtsträger:innen zeigen. Andererseits müssen die Menschen dazu ermutigt und befähigt werden, sich als Subjekte ihres Glaubens zu begreifen, indem ihre Glaubenserfahrungen ernst genommen werden, sie lernen, ihre Bedürfnisse zu artikulieren sowie ermutigt werden, sich mit ihren Erfahrungen in die Gemeinschaft einzubringen.

Wesentlich ist es, eine Dezentralisierung der Kirche voranzutreiben, sodass die einzelnen Länder und Regionen über mehr Kompetenzen verfügen, nach ihren Bedürfnissen zu handeln, sowie die Vielfalt in der Einheit zuzulassen, statt die Vielfalt in die Einheit zu zwingen.

Wesentlich ist es, alle Charismen ernst zu nehmen und zu prüfen, auch diejenigen von Frauen, die sich zu einem Dienst in der Kirche berufen wissen. Zudem braucht es die Bereitschaft zu einer grösseren Offenheit für Charismen und Dienste, die heute noch nicht oder so noch nicht im Kirchenrecht aufgeführt sind und die deshalb den Verantwortlichen in der Hierarchie der Kirche und auch manchen Gläubigen noch undenkbar erscheinen.

Wesentlich ist, den Widerstand gegen den «Zeitgeist» zu einer Offenheit für die Bedürfnisse der Zeit, der heutigen Welt zu wandeln – die Frage ist: Wie zeigt sich Christ:in sein heute in der je eigenen Situation jedes Menschen?

3. Über welche Prioritäten, wiederkehrenden Themen und Handlungsaufforderungen kann man sich mit anderen Ortskirchen in der ganzen Welt austauschen und welche können auf der ersten Sitzung der Synodenversammlung im Oktober 2023 diskutiert werden, wenn man sich anschaut, was sich aus den beiden vorherigen Fragen ergibt?
  • Dezentralisierung und Berücksichtigung der Bedürfnisse der jeweiligen Länder und Regionen
  • Das urchristliche Prinzip der Subsidiarität leben, statt Entscheidungen von oben anordnen
  • Ernstnehmen der gleichen Taufwürde aller Menschen und daraus folgend:
    • Die vollständige und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern, unabhängig von Kultur, Familienstand, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder sozialer Stellung in allen Diensten und Ämter
    • Wahrnehmen, Würdigen und Nutzen der Charismen und Berufungen aller Menschen
  • Friedens- und Versöhnungsarbeit
  • Eine neue Sprache, neue Bilder und eine ganzheitliche Spiritualität, die das Wesen von Gott, der Erde und dem Kosmos neu erahnen, begreifen und ehren lassen
  • Bewahrung und Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen aller Lebewesen

Und vor allem: was folgt aus dem, was wir mit- und voneinander gehört haben? Wo wird konkret gehandelt und wer wird dabei einbezogen? Daran entscheidet sich die Glaubwürdigkeit und der Erfolg des ganzen Prozesses.

Wir danken den Schweizer Delegierten in Prag und in Wislikofen, dass sie diese Aspekte aktiv in die Diskussionen anlässlich der Versammlung in Prag einbringen. Wir sind ihnen verbunden und begleiten sie im Gebet.

Dateien

230111 Stellungnahme SKF zum DKE.pdf

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