Podium zum assistierten Suizid in Zürich
Am Dienstag, dem 18. März wurde in der Paulus Akademie in Zürich ein brisantes Thema intensiv diskutiert: der assistierte Suizid und existentielles Leiden. Anlass für die Veranstaltung war das kürzlich veröffentlichte Positionspapier des SKF, das eine klare Haltung zu assistiertem Suizid und Sterbehilfe formuliert.

Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, in denen der assistierte Suizid erlaubt ist. Die Sterbehilfe-Debatte wird von ethischen, kulturellen und religiösen Überzeugungen stark geprägt. Während manche Menschen das Leben als unantastbar ansehen, sehen andere in der Freiheit, selbst über das Lebensende zu entscheiden, einen Ausdruck menschlicher Würde. Was bleibt, ist die Frage: Wie wollen wir sterben? Am Podium nahmen unter der fachkundigen Moderation von Sebastian Muders, Leiter Fachbereich Umwelt- und Gesundheitsethik an der Paulus Akademie, folgende Expert:innen teil
- Sibylle Ackermann, Leiterin Ressort Ethik, Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW)
- Brigitte Fischer, Regionalleiterin Freitodbegleitung Zürich West und Begleitperson, EXIT
- Roland Kunz, Facharzt für Geriatrie und für Palliativmedizin, ehem. Chefarzt Palliativzentrum des Stadtspitals Waid
«Hat der Mensch das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben? Dürfen Ärzt:innen beim Suizid helfen? Und: Wem gehört eigentlich mein Leben? Mir? Oder dem Staat? Oder liegt es einzig an Gott, über das Geschenk des Lebens zu verfügen?»
Simone Curau-Apli betonte in einem bewegenden Input, dass der Megatrend der Individualisierung durchaus problematische Seiten habe, doch gleichzeitig sei Selbstbestimmung ein zentraler Wert, auch im Kontext des Sterbens. Sie wies darauf hin, dass wir als Menschen jedoch immer Teil eines sozialen Gefüges seien. Der SKF-Verbandsvorstand hält es daher für unerlässlich, dass Menschen mit Sterbewunsch in den Dialog mit ihren nahestehenden Personen treten. Dieser Austausch trägt dazu bei, ein gegenseitiges Verständnis zu schaffen und idealerweise den Entscheidungsprozess gemeinsam zu gestalten. Dabei ist es wichtig, dass die Hoffnungen und Ängste aller Betroffenen ernst genommen worden seien. Das SKF-Positionspapier, das Ende Januar veröffentlicht wurde, setzt sich mit der Frage auseinander, ob Sterbehilfe künftig auch dann zulässig sein sollte, wenn nicht nur unerträgliche körperliche Schmerzen oder eine tödliche Krankheit vorliegen, sondern auch existentielles Leiden das Leben für den Betroffenen unerträglich macht. Der SKF nimmt in diesem Diskurs eine bedeutende bioethische Rolle ein und zeigt auf, wie komplex und sensibel der Umgang mit dem Lebensende, vor allem im Hinblick auf das Spannungsverhältnis zwischen christlicher Ethik, Menschenwürde und Selbstbestimmung, ist.
Es gibt ein Recht auf Leben, aber keine Pflicht zu leben
Neu fokussiert der SKF das Leiden, wie es von der betroffenen Person selbst wahrgenommen wird – sei es körperlicher, seelischer oder geistiger Natur. Dieser erweiterte Ansatz nimmt auch nicht-medizinische Ursachen für das Leiden in den Blick. Neben körperlichen und psychischen Symptomen können auch Einschränkungen im Alltag und in sozialen Beziehungen, Verluste sowie das Erleben von Sinn- und Hoffnungslosigkeit, entweder einzeln oder sich gegenseitig verstärkend, zu unerträglichem Leiden führen. Dieser Perspektivenwechsel stellt die subjektive Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation und des eigenen Sterbewunsches stärker in den Vordergrund. Ursachen für das Leiden können in allen Bereichen des menschlichen Lebens gefunden werden und sind nicht ausschliesslich im medizinischen Bereich zu finden.
Konfrontiert mit dem Leben
Im Zusammenhang mit der letzten Lebensphase gibt es viele Herausforderungen, die uns Menschen mit existenziellen Frage konfrontieren. Sterbehilfe ist ein emotional aufgeladenes Thema. Es berührt grundlegende Fragen zu Ethik, Medizin und Selbstbestimmung. Indem der SKF diese Thematik aufgreift, leistet er einen wichtigen Beitrag zur bioethischen Debatte und bietet eine Plattform für eine würdevolle und fundierte Auseinandersetzung mit einem Thema, das immer mehr Menschen in der Schweiz betrifft. Auch die 100'000 SKF-Mitglieder sind betroffen. Viele der dem SKF angeschlossenen Vereine bieten Besuchsdienste für kranke und hochbetagte Menschen an, sei es in ihrem privaten Zuhause oder in dem Zuhause, das sie in einer Pflegeinstitution gefunden haben. Auch während dieser Begegnungen kann der Sterbewunsch der begleiteten Personen zum Thema werden. Das Positionspapier dient als wertvolle Orientierungshilfe, um in Gesprächen und Beratungssituationen über assistierten Suizid und Sterbehilfe auf respektvolle und gut informierte Weise Stellung beziehen zu können.
Überraschend anders katholisch
Nach der Podiumsdiskussion fand ein Apéro statt, bei dem viele interessante Gespräche geführt wurden. Diese informellen Gespräche trugen dazu bei, dass der SKF für viele Menschen sichtbar wurde, die den Verband bislang nicht kannten. Besonders bemerkenswert war, dass beim Gespräch mit den anwesenden SKF-Vertreterinnen viele Menschen positiv überrascht auf die Position des Frauenbundes reagierten, insbesondere auf die Haltung einer katholischen Organisation zu diesem sensiblen Thema. Der offene und respektvolle Dialog ermöglichte es, die Werte und die ethische Position des SKF weiter zu vermitteln und eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.
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