Plattform für Teilhabe von Frauen in der Katholischen Kirche Schweiz gegründet
Seit zweieinhalb Jahren arbeitet eine Gruppe von Vertreter:innen des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF), der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und dem Frauenrat der SBK an Fragen zu Stellung und gleichberechtigter Teilhabe von Frauen an der Mission der Katholischen Kirche in der Schweiz.
Im Zuge der Zusammenarbeit formulierte die Gruppe 2020 sieben Erwartungen an die Erneuerung der Katholischen Kirche in der Schweiz, die in verschiedenen Massnahmen überführt und teilweise umgesetzt konnten. Die Arbeitsgruppe wird, nach einem Beschluss an ihrer letzten Sitzung vom 28. September, in ihrer bisherigen Funktion aufgelöst. Stattdessen wird eine neue «Plattform» ins Leben gerufen, um den Austausch über die gleichwürdige Teilhabe von Frauen in den jeweiligen Sprachregionen zu stärken.
Wichtige Erkenntnisse und unerfüllte Erwartungen
Die erste Begegnung der Arbeitsgruppe SBK-SKF fand im Rahmen des Prozesses «Gemeinsam auf dem Weg zur Erneuerung der Kirche» im Herbst 2020 statt. Einige der von der gemeinsamen Arbeitsgruppe formulierten sieben Erwartungen konnten für SBK und SKF gleichermassen positiv bearbeitet und in Massnahmen umgesetzt werden. Bei anderen Erwartungen hingegen zeigte sich, dass sie nicht verwirklicht werden konnten. Gründe dafür sind unter anderem die bedeutenden Unterschiede in Hinblick auf Ausgangslage, pastorale Möglichkeiten, kulturelle Gepflogenheiten, Bedürfnisse und Erneuerungsbereitschaft in den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz.
Drei von sieben Erwartungen vertieft bearbeitet
Die Einführung einer Geschlechterquote für Frauen als bischöfliche Delegierte in der Conférence des Ordinaires de la Suisse romande (COR) und der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz (DOK) wurde von den entsprechenden Leitungsgremien ebenso abgelehnt, wie die Forderung der SKF nacheiner ständigen Frauenvertretung während der Ordentlichen Versammlungen der SBK. Während es bereits möglich ist, dass Frauen als bischöfliche Delegierte in der COR oder in der DOK vollen Einsitz nehmen, sehen die universalkirchlichen rechtlichen Vorgaben der Bischofskonferenz vor, dass nur Bischöfe und Territorialäbte deren Mitglieder sind.
Die Schaffung von Ombudsstellen für Gleichstellungsfragen bzw. Anlaufstellen für Menschen, die im kirchlichen Umfeld Machtmissbrauch erleiden, wurde mit verschiedenen diözesanen Gremien diskutiert. Abklärungen der SBK-SKF-Arbeitsgruppe ergaben, dass es in der Deutschschweiz bereits verschiedene Angebote dieser Art gibt. Der Bedarf nach ähnlichen Anlaufstellen in der Westschweiz wird vom «Réseau des femmes en Église» weiterhin als gross erachtet und in Zusammenarbeit mit der COR weiterbearbeitet. Auch in der Südschweiz existieren bis heute keine vergleichbaren Stellen.
Die meisten Ressourcen wurden in die «Erwartung zu neuen Formen von sakramentaler Sendung» für Frauen investiert. Rund 100 Personen diskutierten diesbezüglich an der Fachtagung «Sakramentalität und Kirche» über theologische Fundamente und neue Handlungsmöglichkeiten für das Feiern von Sakramenten durch Theolog:innen in der Pastoral. Die Veranstaltung fand am 6. September an der Universität Fribourg statt und wurde von der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), deren Frauenrat sowie vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF) mitorganisiert. Die grossen Unterschiede in der pastoralen Praxis in den jeweiligen Sprachregionen waren für zahlreiche Teilnehmer:innen überraschend. Die Erkenntnisse der Tagung werden nun von den Teilnehmer:innen in Pfarreien und Organisationen sowie in den Kommissionen der SBK weiterbearbeitet.
Austauschplattform für «massgeschneiderte diözesane Lösungen»
Nach der Auflösung der Arbeitsgruppe SBK-SKF wurde die «Austauschplattform Frauenorganisationen» gebildet. Dies, um der Vielfalt der Katholischen Kirche in der Schweiz gerecht zu werden und gegenseitige Learnings zu stärken. Der Austausch über die Sprachregionen hinaus wird von den Initiant:innen als fundamental erachtet. Zur Plattform gehören neben dem Frauenrat der Schweizerischen Bischofskonferenz, der Schweizerische Katholische Frauenbund aus der Deutschschweiz, das Réseau des femmes en Église aus der Romandie und die Unione Femminile Cattolica Ticinese (UFCT) aus dem Bistum Lugano. Das neu geschaffene Gremium tagt zwei Mal jährlich und wird die Entwicklung der bearbeiteten Themen weiterverfolgen.
Die Initiant:innen der Austauschplattform ermutigen alle Getauften, katholische Organisationen sowie Gemeinde- und Bistumsleitungen sich für die Erneuerung zu engagieren.
Schweizer Bischofskonferenz (SBK)
Die Schweizer Bischofskonferenz wurde 1863 als die weltweit erste Versammlung der Bischöfe eines Landes gegründet, die regelmässig zusammentrifft, rechtlich strukturiert ist und sich mit kirchlichen Leitungsfunktionen befasst. Als Verein organisiert, ist sie ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen sowie der Äbte der Territorialabteien der Schweiz. Oberstes Gremium ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die jährlich viermal zusammentrifft. www.bischoefe.ch
SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund
Der SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund ist mit 120‘000 Mitgliedern,17 Kantonalverbänden und 600 Ortsvereinen der grösste konfessionelle Frauendachverband der Schweiz. Der SKF engagiert sich für die Rechte aller Frauen in Gesellschaft, Kirche, Wirtschaft und Politik. www.frauenbund.ch
Dateien
2022-10-05_Plattform_fuer_Teilhabe_von_Frauen_in_der_katholischen_Kirche.pdf
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