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Blog 08.12.2024 | Frauennetzwerk – SKF

Meine Qu(elle) finden

Es war für mich ein Aha-Erlebnis, als ich vor dreizehn Jahren erstmals am Kasernenplatz in Luzern an einer Sitzung des Frauenbunds teilgenommen hatte. Ich spürte intuitiv, dass ich mich lange genau danach gesehnt habe. Ein Netzwerk zu haben, in dem ich mit interessanten Frauen über wesentliche Fragen des Lebens, über politisches Bewusstsein und Handeln diskutieren und nach den Qu(elle)n des Glaubens suchen kann. Von dieser Qu(elle) habe ich in den letzten Jahren viel lebendiges Wasser geschöpft, das mich in meinem Menschsein belebt und gestärkt hat.

© Jamie Nakamura – Pixabay

Das Wasser des Lebens, beseelt von dem Wunsch, sich auf der Erde zu zeigen, sprudelte unablässig und ohne Anstrengung aus einer Quelle. Die Menschen kamen von überall her, um von dem magischen Wasser zu trinken, das sie mit seiner Reinheit und Klarheit nährte.

Doch sie waren nicht zufrieden damit, die Dinge in ihrem paradiesischen Zustand zu belassen. Mit der Zeit fingen sie an, einen Zaun um die Quelle zu bauen, Eintrittsgeld zu verlangen, Besitzansprüche auf das Grundstück zu erheben. Sie schufen Vorschriften, wer Zutritt zum Brunnen hat und wer nicht, und brachten Schlösser an den Zugangstoren an. Sehr bald war die Quelle im Besitz der Mächtigen und der Elite.

Das Wasser ärgerte sich über das Verhalten der Menschen und empfand es als Beleidigung. Es hörte auf zu fliessen und begann, an einem anderen Ort zu sprudeln. Die Leute, die das Grundstück rund um den ersten Brunnen besassen, waren so beschäftigt mit ihren Machtsystemen und Besitzansprüchen, dass sie gar nicht bemerkten, dass das Wasser aufgehört hatte zu fliessen. Sie fuhren fort, das nicht vorhandene Wasser zu verkaufen, und nur wenige merkten, dass die ursprüngliche Kraft des Wassers verlorengegangen war.

Aber einige machten sich mit grosser Sehnsucht auf die Suche nach den neuen Quellen, um vom Wasser des Lebens zu kosten.
Quelle: Wunibald Müller

Diese Qu(elle) der Verbundenheit, der Inspiration, der Hoffnung und Lebensfreude ist der Frauenbund nach wie vor für Frauen in Ortsvereinen und Kantonalverbänden, für Einzelmitglieder und darüber hinaus für viele weitere Menschen.

Gemeinsam  suchen und pflegen wir Qu(elle)n, um die Welt schöner zu machen. Umso schmerzlicher ist es, wenn immer wieder funktionierende Ortsvereine unser grosses Netzwerk verlassen mit der Begründung, «wir brauchen euch nicht!». Aber, ist ihnen denn nicht bewusst, dass wir sie brauchen? Und wissen sie wirklich, was sie nicht brauchen, beziehungsweise was sie bei uns schöpfen könnten? Haben sie schon mal die Erfahrung gemacht, dass ein grosses Netzwerk über den eigenen Gartenzaun hinaus ganz neue Qu(elle)n zeigt und für neues Wirken inspiriert? Diese Erfahrung wünsche ich euch.

Simone Curau-Aepli

Die SKF-Vorstandspräsidentin schreibt ihre Sicht zu aktuellen Themen in jeder Ausgabe der Verbandszeitschrift Qu(elle). Weil der Platz dort knapp ist, ist die ausführliche Version hier zu lesen.

Dies ist meine letzte «Sicht» als SKF-Präsidentin in der Qu(elle). Sie war mal persönlich, mal politisch, mal aufmüpfig, mal besinnlich. Ich hoffe, dass sie euch immer mal wieder Qu(elle) für das eigene Sein und Wirken war.

 

2 Kommentare

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Rita Giger - geschrieben am 09.12.2024 - 11:50 Uhr

Liebe Simone
Danke für deine Inspirationen, dein Herzblut und dein unermüdliches, pointiertes Engagement für den Frauenbund. Mögen auch künftig Quellen sprudeln die dich erfrischen und dich - gestärkt von lebendigem Wasser - durchs Leben tragen.
Mit herzlichem Gruss aus Basel - Rita

Simone Curau-Aepli - geschrieben am 12.12.2024 - 15:23 Uhr

Liebe Rita
Herzlichen Dank für deine Verbundenheit. Sie ist Qu(elle) für mein/unser WeiterWirken.
Simone