Hass auf Sanija Ameti ist die falsche Antwort
Sanija Ameti, Politikerin der Grünliberalen Partei (GLP) und Co-Präsidentin von Operation Libero, löste mit einem Instagram-Post eine heftige Kontroverse aus. Die Juristin zeigte sich dabei, wie sie mit einer Sportpistole auf eine Abbildung der Gottesmutter Maria mit Jesuskind und Erzengel Michael schiesst und löste dadurch besonders bei religiösen Gruppen und der Schweizer Bischofskonferenz Entsetzen aus. Trotz einer Entschuldigung und der Bitte um Vergebung, steht Ameti nun aufgrund von Morddrohungen unter Polizeischutz. Der SKF ruft zu Besonnenheit auf und verurteilt die Gewaltandrohungen.
Die Kommentare im Netz offenbaren mehr als bloss Empörung über das wenig umsichtige Handeln der medienerfahrenen Juristin, die für ihr provokatives Auftreten bekannt ist. «Wir können nachvollziehen, dass viele Menschen über die symbolische Gewalt der Schüsse auf Maria und Jesus verletzt sind. Aber Menschen machen Fehler. Als Christinnen und Christen sind wir dazu aufgerufen, zu vergeben, anstatt Hass zu schüren», so SKF-Präsidentin Simone Curau-Aepli. Boulevardeske Medienberichte und die Diskussionskultur auf Social Media Plattformen befeuern die gesellschaftliche Spaltung.
Sanija Ameti hat ihren Fehler eingestanden, sich öffentlich entschuldigt und die katholische Gemeinschaft in einem Schreiben an Joseph Bonnemain, Bischof von Chur, um Vergebung gebeten. Ametis Familie muslimischen Glaubens floh 1995 mit der damals dreijährigen Sanija, die sich heute als Agnostikerin bezeichnet, von Bosnien in die Schweiz. Wer sich dieser Tage mit Ameti befasst, dem schlägt eine Welle sexistischer, islam- und ausländerfeindlicher Kommentare entgegen. «Dinge, die bisher höchstens hinter vorgehaltener Hand gesagt wurden, sind plötzlich salonfähig. Der Hass, der sich an Sanija Ameti entlädt, offenbart auch ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem. Diese Entwicklung ist gefährlich», so SKF-Mediensprecherin Sarah Paciarelli.
Nach einer aufgeheizten öffentlichen Debatte verlor Ameti ihren Job bei einer Marketingagentur und trat von ihrer Position in der Kantonalzürcher GLP zurück. Die Partei prüfte gar ein Ausschlussverfahren, entschied sich aber gegen einen Ausschluss. Zudem wurden Strafanzeigen wegen Verletzung der Glaubens- und Kulturfreiheit eingereicht. Sanija Ameti und ihre Familie stehen unter Polizeischutz aufgrund von Morddrohungen.
Kontakt Medienanfragen
Sarah Paciarelli, Kommunikation, sarah.paciarelli@frauenbund.ch, 041 226 02 18
Simone Curau-Aepli, Präsidium, simone.curau@frauenbund.ch, 076 430 37 69
SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund
Der SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund ist mit 100‘000 Mitgliedern, 17 Kantonalverbänden und 540 Ortsvereinen der grösste konfessionelle Frauendachverband der Schweiz. Der SKF engagiert sich für die Rechte aller Frauen in Gesellschaft, Kirche, Wirtschaft und Politik. www.frauenbund.ch
10 Kommentare
Kommentar schreibenSehr gute Information, Stellungnahme und Verhaltensaufruf zum Fall Ameti im "Schiessstand"!
Wir müssen uns von der Cancel Culture für nicht rechtswidriges Verhalten endlich verabschieden. Die Zeiten von archaischer Lynchjustiz sollten endlich vorbei sein. Nicht rechtsrelevante Fehltritte sollen/können kritisiert werden - aber bitte nicht mit Existenz-gefährdenden Massnahmen bzw. gesellschaftlichen Ächtungen.
Morddrohungen, sexistische, islam- und ausländerfeindliche Parolen gegenüber Frau Ameti zu äussern ist nicht korrekt und gilt es zu verurteilen. Eine Entschuldigung von Frau Ameti reicht aber auch nicht. Sie ist dieses Mal zu weit gegangen und hat nun die Konsequenzen zu ertragen. Anderen Menschen wird sie damit zeigen, wie man nicht handeln sollte bzw. welchen Preis überlegtes Veröffentlichen von nicht angebrachter Provokation haben kann.
Mutter Maria symbolisiert Fürsorglichkeit und Verständnis, das Jesuskind Gnade und Vergebung. Daran ändert nichts, wenn jemand auf sie schiesst. Die Frage scheint mir hüben und drüben eher eine andere: Wie stilvoll oder unstilvoll gehen wir in der Politik miteinander um? Respektvoll oder vollverdreckt? Frau Ameti selbst war da bisher bekanntlich wenig säuberlich, und so müsste sie sich auch gefallen lassen, wenn niemand bereit ist, ihren Schuss auf die Kanzel schönzutrinken (Wortwahl laut Frau Ameti). Aber sie deswegen von der Kanzel zu schiessen verfehlt das Ziel genauso (hamartia). Umdenken für alle Beteiligten nötig? Politique avec politesse?
Wer so naiv ist und so einer platten Entschuldigung glaubt, dem gehören Hörner aufgesetzt. Viel einfältiger kann man gar nicht sein, als einer solchen an Scheinheiligkeit nicht zu überbietenden Äusserung zu glauben. Aber da zeigt sich mal wieder die Skurrilität der publizistischen Demontage. Schade, dass sowas anscheinend ernst gemeint ist!
Hier können wir sehen wie unsere Wahrnehmung sich in der Welt spiegelt. Diese junge Politikerin erlebt gerade das Echo ihrer Handlung in der verhältnismässig freien Schweiz. Sie zu verurteilen zeigt nichts anderes als den eigenen Unverstand. Das Schöne hierbei ist, dass diejenigen, welche aus dem Glauben heraus wütend reagieren, den Sinn des Glaubens nicht verstanden haben. Wer Gewaltlosigkeit bis in seine Gedanken hinein pflegt - ist frei von Feindschaften jeder Art. Jesus spricht in der Bergpredigt davon - liebe Brüder und Schwestern.
Wenn sie es versehentlich getan hat, hat sie in einer verantwortungsvollen Position nicht zu suchen. Wenn sie es absichtlich getan hat, noch weniger. Hass auf Christen oder die Symbolik ist halt grad Mode. Das müßt ihr jetzt tolerieren, sonst seid ihr intolerant. Ihr wollt doch nicht intolerant sein? Stell dir Leute vor, die sooo bunt, vielfältig und tolerant sind, daß sie außer ihrem eigenem Spielgelbild nichts mehr ertragen. Und dann vielleicht so ein bißchen schießen.
Habe noch nie so eine Waffe in der Hand gehabt und will es auch nie tun müssen. Sportwaffe hin oder her.
Was mich bekümmert ist, dass eine unserer Politikerinnen am Geburtstag der Mutter Jesus mehrfach auf ein Marienbild mit Jesuskind schießt und dies noch veröffentlicht. Alles nur Zufall? Erinnert mich eher an die Hasspredigten radikaler Muslime, dass alle Christen auszumerzen seien. Frau Memeti hat meines Erachtens kurz nicht aufgepasst und ihr wahres Gesicht gezeigt. Religionen runter machen - hier noch eine des Gastlandes, das ihre Familie in Zeiten der Not aufgenommen hat und u.a. ihr Studium bezahlte - geht gar nicht.
Morddrohungen gehen auch gar nicht, aber eine solche Person möchte ich nicht in unserer Politik.
Eine Entschuldigung reicht hier nicht. Eine Person, welche in der Öffentlichkeit steht und sich schon des Öfteren Provokationen geleistet hat, ist nun definitiv zu weit gegangen. Es rechtfertigt keine Drohung gegen diese Person, aber ein freiwilliger Rücktritt aus allen öffentlichen Ämter ist ein Muss, um eine Entschuldigung zu akzeptieren.
Nun lese ich, Frau Ameti sei Agnostikerin. Im neuesten Interview lese ich, Frau Ameti sei Athesistin. Was stimmt?
Ebenfalls meine ich vor einiger Zeit gelesen zu haben, Frau Ameti sei Muslimin. Nun lese ich die FAMILIE von Ameti seien Muslime. Was stimmt. Womöglich schreibt hier die Presse auch unterschiedlich und zum Teil auch falsch. Vielleicht auch bewusst falsch.
Ich finde die Hetze gegen Frau Ameti beispielslos. Nun, einen ganz grossen Mist hat sie ja gebaut, das sagt sie ja selbst. Frau Ameti sollte mal etwas Abstinenz in Sachen Politik üben, der ideelle Schaden ist gross. Er muss aber auch- wenn sich die Wogen etwas geglättet haben - überwunden werden. Der Bischof hat verziehen; dem schliesse ich mich an. Im gesamten ist das Verhalten von Frau Ameti einer Akademikerin nicht angemessen. Aber lassen wir das mal, es reicht.
Und : alle Selbstgerechten sollten sich mal erinnern : haben die alle nicht auch mal in ihrer Jugend einen "Seich" gemacht ?
Ich glaube nicht, dass es sich um Hass handelt, wenn man sagt, dass wenn eine Muslimin in der christlichen Schweiz auf Jesus schiesst, so eine Person nichts mehr in der Politik unseres Landes zu suchen hat. Mir ist klar, dass solche Kriegs-Flüchtlingskinder lebenslang mit mentalen Problemen zu kämpfen haben. Aber was zu weit geht, geht zu weit.