Frauenbund bezieht Stellung zum «Instrumentum laboris»
Der Papst will eine synodale Kirche – eine Kirche, in der Menschen miteinander sprechen und aufeinander hören. Dafür hat er alle Menschen, Verbände, Vereine und Gruppen aufgerufen, sich zu äussern. Der SKF nimmt seine Verantwortung auf dem Weg der Erneuerung wahr.
Der synodale Prozess vollzieht sich auf drei Ebenen: National, kontinental und global. Der SKF mischt mit. Die Zwischenergebnisse der jeweiligen Ebene werden von Bischofskonferenzen und dem Synodensekretariat in Rom ausgewertet und zusammengefasst. Sie dienen der nächsten Runde als Arbeitsgrundlage, dem so genannten «Instrumentum laboris» (IL).
Die Weltsynode im Oktober wird anhand dieses IL die Erneuerung der katholischen Kirche auf der globalen Ebene diskutieren. Das IL ist in verschiedene Teile gegliedert. Das Vorwort (1-16) beschreibt den bisherigen Weg. Der Teil A (17-42) handelt von einer «ganzheitlichen Erfahrung» der «synodalen Kirche», wobei das «Gespräch im Geist» als die herausragende Methode für die synodale Kirche dargestellt wird. Im Teil B geht es um «Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe» als die «drei prioritären Fragestellungen für eine synodale Kirche». Darauf folgen sogenannte «Arbeitsblätter» für die Synodalversammlung. Diese bestehen aus einer Einführung und dann jeweils einigen «Fragen für die Unterscheidung» und «Anregungen für Gebet und vorbereitende Reflexion» mit konkreten Fragen. Der SKF gründete eine Arbeitsgruppe, die in schriftlicher Form detailliert Stellung zum IL nahm und Best-Practice-Beispiele aus der Schweiz aufzeigte.
Zusätzlich erfolgte eine Analyse des IL anhand folgender Fragen:
- Was ist darin wichtig für die Schweiz?
- Was ist wichtig für die Weltkirche?
- Was fehlt, was ist nicht genug aufgenommen?
Der SKF ist der Interessenvertretung seiner Mitglieder verpflichtet. In seinem kirchenpolitischen Engagement stützt sich der Verband auf sein Leitbild und seine Vision von einer glaubwürdigen Kirche. Die Erkenntnisse der Auseinandersetzung mit dem IL hat der Frauenbund folgenden wichtigen Akteur:innen im Synodalen Prozess zugestellt:
- Nathalie Becquart, Untersekretärin Synodensekretariat in Rom
- Arnd Bünker, Leiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts SPI
- Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz und Schweizer Delegierter Weltsynode
- Helena Jeppesen-Spuhler, Mitglied der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» und Europäische Delegierte Weltsynode
- Deutschsprachige Sektion des Catholic Women’s Council (CWC), globale Dachgruppe römisch-katholischer Netzwerke, die sich für die volle Anerkennung der Würde und Gleichberechtigung in der Kirche einsetzen
Rund um die Synode in Rom finden verschiedene Veranstaltungen statt, unter anderem vom CWC, zu dessen Gründungsmitgliedern der SKF gehört. SKF-Präsidentin Simone Curau-Aepli wird nach Rom reisen und sich mit einer starken Stimme einbringen, austauschen und vernetzen. Die Reformorganisation «Allianz Gleichwürdig Katholisch» wird ebenfalls in Rom Präsenz zeigen. Geschäftsführerin Mentari Baumann wird an diversen Anlässen teilnehmen.
Mehr zum Synodalen Proess auf www.frauenbund.ch/erneuerung
1 Kommentar
Kommentar schreibenVielen Dank den Verfasserinnen dieser ausführlichen Stellungnahme zum Instrumentum Laboris der kommenden Weltsynode 2023.
Lang ist's her, als nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (ab 1965) weltweit Initiativen in Gang kamen, das Leben in den Pfarreien und Bistümern den Menschen zugänglicher zu machen. Es sollte verbindlicher und in gemeinsamer Verantwortung aller gestaltet werden. Was davon geblieben ist? Die vorliegende Stellungnahme erinnert an eine Unzahl von ambivalenten bis diskriminierenden Erfahrungen, denen Frauen und Männer im Leben der Kirche an ihrem jeweiligen Ort leider ausgesetzt waren und weiterhin sind. Ob an der Synode auf der Weltebene daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden, bleibt ungewiss. Ich hoffe darauf, dass ein fairer Streit aufkommt, so dass der Sache des Evangeliums und der Reich-Gottes-Botschaft neuer Schwung vermittelt und konkrete Lösungen für alte Fragen gefunden werden. Das langwierige Unterscheiden in Ehren - es braucht zukunftsweisende Entscheidungen!
Nachgerade ernüchternd ist es in meinen Augen, dass seitens der das Handeln regulierenden, und letztlich entscheidenden Kirchenleitung im Blick auf die Dienstämter die dringend nötigen Konsequenzen aus der theologischen Forschung seit Jahrzehnten nicht gezogen werden. Weit zurück liegen theologische Auseinandersetzungen, die einem offenen Geist - dem heute viel beschworenen Gespräch und Entscheiden auf Augenhöhe - verpflichtet waren.
In einer Stellungnahme zum Thema "Laien im pastoralen Dienst" [Leitartikel von Rolf Weibel in der Schweizerischen Kirchenzeitung 162 (1994) 413-415] versuchte ich folgende Aspekte einzubringen - sie blieben aus Platzmangel unveröffentlicht. Meine Skizze und meine Fragen basierten nicht zuletzt auf Diskussionsanstössen wie denjenigen von Ottmar Fuchs: Ämter für eine Kirche der Zukunft. Edition Exodus, Luzern 1993.
Als Ausschnitt aus meiner damaligen Stellungnahme zitiere ich folgende Passage: "Es muss lehramtlich endlich eine Weiterentwicklung erfolgen, um den Diensten in der Kirche ein abgewogenes und ekklesiologisch verankertes Konzept zu verpassen. Eine theologische Neubesinnung also, die nach meinem Urteil seit der Promulgierung des Codex Iuris Canonici (CIC) 1983 aufgrund ängstlicher Grundeinstellung nicht mehr erfolgt... bzw. steckengeblieben ist. Nach wie vor sind die fundamentalen Fragen nicht beantwortet, zu deren theologischer Lösung schon unzählige Männer und Frauen - z. B. Ida Raming, Edward Schillebeeckx, Leonardo Boff - beigetragen und wie bekannt in den meisten Fällen ihren Kopf riskiert haben.
Drei Fragen, die mir weiterhin ungelöst scheinen: (1) Wie verhält sich die grundlegend positive Bestimmung der Laien (c. 204 § 1 CIC 1983) zur alles bestimmenden Christusrepräsentanz des geistlichen Amtes (c. 212 § 1)? 1983 fragte sich beispielsweise Ladislas Oersy: 'Manchmal frägt sich der Leser der Kanones, ob der Heiligkeit der christlichen Person und der Würde, die durch das erste aller Sakramente, die Taufe, die uns alle zu adoptierten Kindern Gottes macht - einer höheren Würde als die jeden Amtes -, der nötige Respekt entgegengebracht wird.' (2) Wie ist die 'wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi' (Lumen Gentium 32), die auch im CIC 1983 (c. 208) formuliert wird, mit dem Ausschluss der Frau von Diakonat und Presbyterat zu vereinbaren? (3) Wenn auch das Volk Gottes (Buch II des CIC 1983) der Hierarchie (Buch III ebd.) vorgeordnet ist, warum dominiert das hierarchische Prinzip den Communio-Gedanken derart stark?"
Als ich damals mein Fazit zog, waren die Schäden an der Gemeinschaft, die durch Machtmissbrauch und vertuschte sexuelle Übergriffe das Leben in der Kirche vergiftet haben, noch nicht öffentlich debattiert geworden: "Eine Weiterentwicklung im theologischen Denken ist in der gegenwärtigen Kirchenkonstellation seit Jahren hängig. Fragt sich nur, ob der Schaden für so viele Gemeinden weltweit nicht schon zu gross ist."
Dr. theol. Stephan Schmid-Keiser
St. Niklausen Luzern, 28. August 2023