Frauenbund begrüsst Erklärung von Sanija Ameti
Im September löste Sanija Ameti, Politikerin der Grünliberalen Partei (GLP) und Co-Präsidentin von Operation Libero, mit einem Instagram-Post eine heftige Kontroverse aus. Nun bricht Ameti ihr Schweigen und äussert sich zu den Beweggründen ihrer Schüsse auf eine Abbildung der Gottesmutter Maria mit Jesuskind und Erzengel Michael.
Aus berechtigtem Befremden wurde im September 2024 schnell ein Shitstorm. Die Hetzjagd auf Ameti, die daraufhin unter Polizeischutz stand, verurteilte der Frauenbund scharf. Nun äusserte sich die Juristin zu den Beweggründen ihres Handelns, die mit der Ermordung ihres Bruders zusammenhängen.
Ameti schildert den Abend, an dem sie sich zu der folgenschweren Handlung hinreissen liess, als einen Moment enormer Erschöpfung. Überarbeitet und übermüdet habe die Sportschützin durch das Schiessen ihren Kopf lüften wollen, sagt sie. Die Wahl des Madonnen-Motivs aus dem Katalog des Auktionshauses Koller sei reiner Zufall gewesen, insistiert die 32-Jährige. Ametis bosnische Familie floh in den 90er Jahren vor den Schrecken des Krieges in die Schweiz. Die Abbildung von Maria und Jesus habe die 32-Jährige nicht als religiöses Motiv wahrgenommen. Es habe sie stattdessen an ihre Mutter und ihren Bruder erinnert, der vor der Flucht in die Schweiz als Kind ermordet wurde, was einen Schmerz ausgelöst, «der keinen Anfang und kein Ende kennt», so Ameti.
Boulevardeske Medienberichte und medienethisch fragwürdiges Verhalten einzelner Journalisten, wie z.B. die Publikation von Ametis Privatadresse, befeuerten wochenlang eine Stimmung, die auf Social Media Plattformen in Form von Rassismus, Sexismus und Gewaltandrohungen ihren traurigen Höhepunkt fand. Aus rechtskonservativen Kreisen ergoss sich Islam- und Ausländerfeindlichkeit über die bekennende Atheistin, deren bosnische Familie einen muslimischen Background hat. «Kritik ist legitim, aber sie muss sachgerecht sein. Ameti musste als gesellschaftliches Ventil herhalten. Zu sehen, was der wütende Mob alles in Ameti hineinprojizierte, war erschreckend», so Sarah Paciarelli, Kommunikation SKF.
Der Frauenbund kritisierte die Debattenkultur bereits im September und spricht sich heute für Anteilnahme aus. «Kriege hinterlassen Traumata, die manchmal auf paradoxe, irrationale Weise an die Oberfläche kommen. Ein unüberlegter Griff zum Smartphone in Kombination mit der Dynamik sozialer Medien kann Existenzen zerstören. Als Christ:innen sind wir gefordert, uns für Frieden einzusetzen. Dies fängt im Kleinen an und gilt auch für das Miteinander im Internet», so Frauenbund-Präsidentin Simone Curau-Aepli. Der Frauenbund dankt Sanija Ameti für ihre Erklärung, die im Interview mit CH Media die Reaktion der katholischen Frauenorganisation als «etwas vom Schönsten», was sie in erlebt habe, bezeichnet hat.
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