Wer Frauen schwächt, schwächt die Welt
Der Bundesrat steht vor einem Dilemma: Um den Wiederaufbau der Ukraine zu unterstützen, plant er, 1,5 Milliarden Franken aus der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit für den Zeitraum 2025–2028 zu streichen. Diese Entscheidung löst heftige Kritik aus. Auch SKF-Präsidentin Simone Curau-Aepli erhebt ihre Stimme.
Finanzielle Mittel für die internationale Entwicklungszusammenarbeit sind weit mehr als blosse Zahlen in einem Budget; sie sind der Schlüssel, wenn es darum geht, Armut zu besiegen, nachhaltige Entwicklung voranzutreiben und die Lebensqualität in wirtschaftlich und politisch geschwächten Ländern zu erhöhen.
«70 Prozent der in grosser Armut lebenden Menschen sind Frauen.»
Ein Rechenschaftsbericht der aktuellen Periode zeigt, dass der Schweizer Beitrag zur Internationalen Entwicklungszusammenarbeit besonders Frauen zugutekommt: Fast eine halbe Million Menschen, davon 70 Prozent Frauen, profitierten beispielsweise von Hilfsangeboten zur Bekämpfung sexueller Gewalt. Über zwei Millionen Geburten wurden von qualifiziertem Personal betreut, und 780 Millionen Frauen erhielten Zugang zu beruflicher Aus- oder Weiterbildung.
«Es sind vor allem Frauen, die in Krisengebieten unter schwierigsten Umständen ein Überleben ermöglichen.»
SKF-Präsidentin Simone Curau-Aepli weiss, dass Frauen, als sozialer Kitt der Gesellschaft, eine besondere Rolle zukommt: «Es sind weltweit mehrheitlich und massgeblich Frauen, die Care-Arbeit leisten: Sie betreuen und erziehen Kinder, pflegen Angehörige, bewirtschaften Felder, um Nahrung für ihre Familien zu haben, sie führen den Haushalt und verwalten das Haushaltseinkommen. Das ist auch der Grund, warum eine Vielzahl der IZA-Projekte gezielt Frauen stärkt», so Curau-Aepli.
«Frauen fördern heisst, Gesellschaft und nachhaltige Entwicklung zu unterstützen»
Die Solidarität mit Frauen weltweit stellt auch für den Frauenbund einen unverzichtbaren Grundpfeiler dar, der im Leitbild der Frauenorganisation verankert ist. Durch das Elisabethenwerk hat der Frauenbund tiefgehende Einblicke in die komplexen Lebensrealitäten von Frauen in verschiedenen Ländern gewonnen. Auch wenn das Hilfswerk, das in seiner über 60-jährigen Geschichte in zahlreichen Ländern des globalen Südens aktiv war, nicht direkt von den IZA-Mitteln profitiert, erkennt der SKF die Bedeutung zahlreicher Hilfsorganisationen, die in ihren Projekten einen klaren Fokus auf die Stärkung von Frauen legen.
«Durch die Kürzungen wird Menschen im globalen Süden wird ein würdiges Leben verwehrt.»
Nachhaltige Entwicklung ist untrennbar mit der Situation der Frauen verknüpft. Umso unverständlicher ist die Kürzung der IZA-Gelder. Frauen in konfliktbelasteten Gebieten sind besonders anfällig, Opfer sexualisierter oder häuslicher Gewalt zu werden, Zugang zu Bildung zu verlieren oder an gleichberechtigter Teilhabe gehindert zu werden. Es sind Frauen, die in konfliktgebeutelten Krisengebieten unter extremen Bedingungen das Überleben von Generationen sichern. Diese unbezahlte und in offiziellen Statistiken oft unsichtbare Arbeit trägt dazu bei, Gemeinschaften zu stabilisieren und den sozialen Zusammenhalt zu fördern.
«Kürzungen völlig unverständlich»
In den Ländern, die von der IZA profitieren, wirkt sich die Gleichstellung der Geschlechter positiv aus. Um sie weiter zu stärken, ist in der der internationalen Zusammenarbeit (IZA) der Schweiz für den Zeitraum von 2021 bis 2024 festgelegt, dass sie in sämtlichen Aktivitäten der Schweizer IZA Beachtung finden soll. Für Simone Curau-Aepli ist es «völlig unverständlich, dass der Bundesrat und das Parlament ab 2025 milliardenschwere Kürzungen bei der internationalen Zusammenarbeit (IZA) planen.»
«Solidarität mit der Ukraine darf nicht auf Kosten der IZA gehen.»
Die Ukraine braucht Unterstützung, auch aus der Schweiz. «Doch ich lehne es entschieden ab, dass diese Unterstützung auf Kosten der Länder erfolgt, die bisher von den IZA-Mitteln profitiert haben», bekräftigt Simone Curau-Aepli. Die von den IZA-Geldern abgezweigten 1,5 Milliarden Franken werden voraussichtlich nicht ausreichen, doch ihr Fehlen in der Entwicklungszusammenarbeit wäre verheerend. Was zählt, ist langfristige Zusammenarbeit mit Projektpartner:innen vor Ort, Kontinuität und Verlässlichkeit. Bei der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit geht es schliesslich nicht um kurzfristige Katastropheneinsätze, sondern um nachhaltige, gleichberechtigte Partnerschaften. Mit der Streichung der IZA-Gelder für die kommende Periode 2025 bis 2028 stehen viele bewährte Kooperationen auf der Kippe, was in den jeweiligen Ländern mit grossen Rückschritten einherginge.
Der SKF wird sich auch künftig für Rahmenbedingungen einsetzen, die Hilfswerke brauchen, um zur Verbesserung von Lebensbedingungen in Ländern beizutragen, die mit ganz anderen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen konfrontiert sind.
Vernehmlassung an den Bundesrat
Der Frauenbund bezog bereits im September 2023 Stellung zu den geplanten Kürzungen der finanziellen Mittel für die Internationale Zusammenarbeit und richtete sich an den Bundesrat.
Elisabethenwerk
Das Elisabethenwerk ist eines der beiden Solidaritätswerke des SKF. Durch kleine, gezielte Projekte in der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit unterstützen wir Frauen auf ihrem Weg aus der Armut. Getragen wird das Elisabethenwerk von der Solidarität mit den ärmsten Frauen in den Ländern des globalen Südens. Seit seiner Gründung wurden über 2'300 Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika umgesetzt. Aktuell ist das Elisabethenwerk in Indien und Uganda aktiv und unterstützt dort die ärmsten Frauen, um ihnen eine Stimme zu geben und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Aktuelle Projekte
Jahr für Jahr unterstützt das Elisabethenwerk rund 50 Projekte und fördert mehrere Zehntausend Frauen in Uganda und Indien.
Spenden für das Elisabethenwerk
Das Elisabethenwerk ist für seine Arbeit auf Spenden angewiesen. Helfen Sie mit Ihrer Spende mit, Frauen zu stärken und die Armut im globalen Süden zu lindern. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.
0 Kommentare
Kommentar schreiben